Wirtschaft Schrott – wie weiter?
Heute werfen wir einen anderen Blick auf die Berichterstattung zur Wirtschaftslage. Ich behaupte, dass es „die Wirtschaft“ gar nicht gibt. Und wir befassen uns insbesondere mit der Zukunft des Handwerks.
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Was die Zahlen uns (nicht) sagen
Es läuft so richtig rund in Deutschland. Der ifo Geschäftsklimaindex ist so tief im Keller, dass er bald auf Grundwasser stößt. Die deutsche Bürokratie sorgt für Unternehmerfreuden ohne Ende. Die Einstellungsbereitschaft deutscher Unternehmen ist auf dem niedrigsten Stand seit der Corona-Krise und gar 60% überlegen Mitarbeiter (Quelle: WELT Artikel) zu entlassen. Ja, fast jedes zweite Unternehmen!
Ich mache heute diesen Beitrag, weil auch in unserer Kundschaft die Angst rumgeht. Tatsächlich rufen mich aktuell einige Handwerker an, deren Auftragsbücher die letzten Jahre zum Bersten voll waren. Doch aus der Fülle an Aufträgen wird immer mehr Leere. Und das sind nicht nur Handwerker, die am Neubau hängen. Denn der ist tatsächlich gerade am Allerwertesten. Auch in anderen Branchen brennt die Hütte so langsam. In einem Gespräch mit meinem Anwalt hörte ich kürzlich, dass er aktuell vermehrt Mandate von Firmen bekommt, die nur indirekt mit der Autoindustrie zusammenhängen. Dass die Autoindustrie Probleme hat, ist ja offenkundig. Doch die Misere der Zulieferer schlägt scheinbar langsam weitere Wellen, weil die ersten Pleiten eben auch kleinere Unternehmen mit sich ziehen, weil diese ihre Rechnungen nicht mehr bezahlt bekommen.
Meine Steuerberatungsgesellschaft berichtet ähnliches. Die Insolvenzen bzw. Fragen in die Richtung nehmen massiv zu. Ein Dienstleister für Anwälte im Insolvenzrecht berichtete, dass er während Corona echte Schwierigkeiten hatte. Doch er hat es geschafft alle Mitarbeitenden zu halten und jetzt kann er sich vor Arbeit nicht retten! Schön für ihn, aber auch ein klarer Blick in die Realitäten der deutschen Wirtschaft in der post Corona-Hilfen-Zeit.
Doch zurück zu den Handwerksbetrieben, die gerade bei uns anrufen: Jahrelang habe ich nahezu keine Beratung mehr in Sachen Marketing und Kundengewinnung gemacht. War im Handwerk schlicht nicht nötig. Das ändert sich seit diesem Jahr wieder. Nun fragen sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer: Wie lange hält das an?
Alle Zahlen sagen uns also: „Ja“ – die Wirtschaft ist komplett Schrott!
Nur ist das immer so eine Sache mit den Zahlen. Was z.B. sagt das BIP eigentlich aus? Das Bruttoinlandsprodukt sagt uns wie die Konjunktur WAR und nicht wie sie WIRD! Das BIP ist ein Blick in die Vergangenheit. Der hilft uns und unseren Betrieben mal so gar nicht. Wir wollen schließlich in die Zukunft blicken. Die müssen wir im Blick haben, wenn wir Mitarbeiter finden, Auszubildende einstellen und Investitionen tätigen wollen.
Ähnlich verhält es sich mit anderen Zahlen. Nehmt den ifo Geschäftsklimaindex. Was sagt er Euch wirklich? Das so genannte „Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft“ sagt Euch letztlich auch nur, was Ihr aus Gesprächen mit anderen Unternehmern längst wisst: Die Stimmung ist im Keller. Doch gleichzeitig ist sie auch nur eine Momentaufnahme. Hat die befragte Konzernlenkerin an dem Tag gerade einen großen Kunden verloren, ist ihre Einschätzung der Zukunftsaussichten vermutlich schlechter als, wenn sie einen großen Deal abgeschlossen hat. Deswegen muss die Meinung aber nicht die Realität widerspiegeln. Erst recht nicht Deine Realität in Deinem Betrieb, in deiner Branche, in deiner Region.
Ich sage Euch das, damit Ihr meine Philosophie versteht: In meinen Augen ist die wirtschaftliche Entwicklung reine Psychologie. Klar ist das vereinfacht, aber letztlich lässt sich aus einem Blick in die Psychologie etwas für die Zukunft ableiten, statt nur in die Vergangenheit zu gucken.
Das genau machen die Medien. Wenn Tagesschau & Co. titeln „Stimmung in deutschen Konzernen ist am Tiefpunkt“, dann geben sie gerade veröffentlichte ifo, BIP und was auch noch für Zahlen wieder. Sie berichten über die Dinge, die erfasst, aufbereitet und nun der Öffentlichkeit präsentiert werden. Also berichten sie über die Vergangenheit. Bedenkt das stets, wenn Ihr Statistiken und Zahlen lest.
„Die Wirtschaft“ gibt es nicht.
Wirtschaftswissenschaftler sagen, wenn das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge schrumpft, befinden wir uns in einer technischen Rezession. Aha. Aber was heißt das für Euch und für mich? Ich bin Inhaber zweier, kleiner Unternehmen. So grob 15 Mitarbeiter habe ich gerade. In meinem Bauunternehmen – mit dem wir Reitplätze in ganz Deutschland erstellen – habe ich die aktuellen BIP Zahlen nicht gespürt. Laut denen war die Wirtschaftsleistung im 2. Quartal um 0,3% Rückläufig. In Q3 dann um 0,2% im Plus. Macht irgendwie grob weg 0 zwischen 2023 und 2024. In der kleinen Welt meines Bauunternehmens lag die Wahrheit aber eher bei -30% gegenüber dem Vorjahr. Die haben wir nun bis kurz vor Ende des Jahres ganz gut wieder aufgeholt. Doch Mitte 24 hatte mein Ergebnis mit dem BIP nichts zu tun. Das geht Euch mit hoher Wahrscheinlichkeit auch so. Und genau darauf will ich hinaus.
„Die Wirtschaft“, gibt es nicht. Das ist ein Begriff den Medien nutzen müssen, um ein globales Problem zu veranschaulichen. Mit „die Wirtschaft“ werden alle Branchen, Regionen und Unternehmensgrößen zusammengefasst. Doch die Probleme von Volkswagen haben halt nicht zwingend etwas mit der wirtschaftlichen Perspektive einer Schreinerei in Gottmadingen zu tun.
Es gibt DEIN Unternehmen und MEIN Unternehmen und tausende andere Unternehmen. Wenn dein Unternehmen ein Bauunternehmen ist oder du ein Dachdecker bist, der von der Dacheindeckung im Neubau lebt – ja dann, dann ist deine Wirtschaft gerade schrott! Und zwar komplett Kernschrott!
Bist du aber Dachdecker mit Spezialisierung auf die Dämmung und Sanierung denkmalgeschützter Gebäude – dann kannst du dich vor Arbeit gar nicht retten! Dann ist deine Wirtschaft top!
Also: Es gibt aktuell zwei Welten. Die Frage ist nur zu welcher du gehörst.
Völlig piep egal wie „die Wirtschaft“ läuft. Bist du gut aufgestellt und stimmt bei dir alles, dann läuft es. Mal mehr, mal weniger, aber es läuft. Wenn aber etwas nicht stimmt bei dir, dann läuft es vielleicht gerade nicht. Super! Denn Krisen geben uns die Chance zu lernen. Ich erzähle später, wie ich das in meinem Unternehmen gemerkt habe. Also: Es liegt auch an dir, an mir, an uns wie es läuft und ob es läuft.
Alles Psychologie!
Die wirtschaftliche Entwicklung ist weniger geprägt von Faktoren wie Löhnen oder dem vorhandenen Geld, sondern mehr durch die Haltung der Menschen dazu. Haben die Menschen Vertrauen in die Zukunft und die Sicherheit ihrer Jobs, dann geben sie Geld aus. Haben sie Angst, dann sparen sie. Auch das kann man aktuell wieder sehen: Wir haben sehr hohe Sparquoten und jetzt sechs Quartale in Folge mit realen (also nach Inflation) Lohnerhöhungen. [Quelle: Hellmeyer Report]
Meine Meinung zur wirtschaftlichen Lage
Meine ganz persönliche Meinung: Wir sind als Land gerade so richtig reparaturbedürftig. Die Kupplung hat schon 200.000km auf der Uhr, der Rost setzt langsam an und der letzte Ölwechsel ist überfällig. Woran das im einzelnen liegt mag jeder für sich beurteilen. Aber, wenn du mal mit Unternehmern sprichst, dann sagen dir fast alle das Gleiche: „Investieren? Machen wir jetzt bestimmt nicht!“
Die Gründe sind vielfältig, aber immer, wenn nicht investiert wird, fangen die Probleme für „die Wirtschaft“ an. Gerade bei uns kleineren Unternehmen schlägt das brachial durch. Die Refinanzierung wird schwieriger, die Leute zu halten wird schwieriger, Tariferhöhungen mitzugehen wird schwieriger, Preise durchsetzen wird schwieriger. Alles wird halt schwieriger.
Böser Vorbote für eine dauerhafte Krise ist die Autoindustrie, die (noch) das Herz unserer deutschen Wirtschaft stellt. Aktuell verdienen die Mädels und Jungs in Wolfsburg zwar noch Milliarden – und auch zu Corona-Zeiten haben sie nur gejammert, um Subventionen zu kassieren und dann doch Milliarden zu verdienen – aber ich denke, dass den Volkswäglern mittlerweile auch bewusst wird, dass ihre weltweite Vormachtstellung bröckelt. Ebenso wie das Gütesiegel „Made in Germany“ und „Deutscher Mittelstand“.
Also kurzum: Ich glaube aktuell an eine langanhaltende, schwierige Phase für Deutschland.
Gleichzeitig glaube ich auch, dass die Talsohle bereits erreicht ist. Ich glaube aber auch, dass uns kleinen Unternehmen und Handwerkern das völlig egal sein kann, wenn wir die richtigen Schritte gehen.
Gerade das Handwerk bietet in der Betrachtung der wirtschaftlichen Perspektiven eine besondere Rolle. Denn egal welche Regierung an der Macht ist: Alle wissen, dass wir mehr Wohnraum brauchen und alle wissen, dass bestehender Wohnraum modernisiert werden muss. Doch was noch viel wichtiger ist:
Von uns Handwerkern gibt es einfach jetzt schon zu wenig! Genau das ist die große, strahlend, leuchtende Perspektive!
Was tun in der aktuellen Lage?
Die Frage bewegt gerade viele unserer Kunden, für die ich dann heute auch diesen Beitrag erstelle. Letztlich muss man natürlich immer sagen, dass „die richtigen Schritte“ abhängig von Eurem Betrieb sind. Jeder kann andere Problemlagen haben. Darum erinnere ich im Folgenden einfach nur mal pauschal an die logischen Schritte und die Fallstricke dabei:
a. Schmeißt um Himmels Willen keine Leute raus!
Wenn es irgendwie finanziell machbar ist, kann ich nur jedem empfehlen seine Mitarbeiter zu halten. Die Gastronomie und andere Branchen haben erlebt, was passiert, wenn man Leute kündigt: Die kommen nie wieder!
Typisches Zeichen einer Rezession ist eine steigende Arbeitslosigkeit. Doch auch, wenn diese in 2024 marginal um 0,3% angestiegen ist, so kann man doch festhalten, dass der Markt aktuell so ziemlich jeden arbeitswilligen und arbeitsfähigen Menschen regelrecht aufsaugt. Das scheint erstmal so zu bleiben.
Fachkräfte findet Ihr so schnell nicht wieder, also würde ich persönlich immer erst bei mir Privat kürzen, bevor ich Leute rausschmeißen. Die cleveren Konzerne haben das alle längst verstanden und kündigen nicht mehr, wenn es nicht unbedingt sein muss. Stattdessen nutzen die unser Sozialsystem aus, schicken ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit, erholen sich, kassieren dick Kohle vom Staat und machen dann fröhlich mit fetten Gewinnen weiter. Danke lieber Staat! Eine echte Unternehmerfreude, wenn ich meine Steuergelder für so ein System ausgeben lassen darf…
Also zurück zu den Entlassungen: Nur im Notfall! Es sei denn, Ihr habt einen faulen Apfel in Eurem Obstkorb. Der darf jetzt gerne mal raus. Das befreit Euch, Eure Betriebe und Euer Team.
Denkt dabei an den Dienstleister für Anwälte im Insolvenzrecht. Er hat zwei Jahre die Backen zusammengekniffen und nun kann er den Erfolg dessen ernten.
Spart bloß nicht bei Euren Mitarbeitern! Ihr braucht Sie! Die Fachkräfte, euer loyales Personal, die die das Geld verdienen.
b. Kostensparen mit Rundumschlag bringt nichts!
Als Inhaber kleiner Unternehmen und Handwerksbetriebe dürfen wir den Gürtel ruhig ein Loch enger schnallen. Das Kostensparen in Krisenzeiten (oder nennt es wegen mit unsicheren Wirtschaftslagen) eine logische Konsequenz ist, ist nichts Neues. Aber ich möchte dazu anregen hier einen differenzierten Ansatz zu finden.
Intel wollte in Brandenburg eine wunderschöne Chipfarbrik erstellen, die wir Steuerzahler quasi komplett übernehmen. Rund 10 Milliarden wollte unsere liebe Regierung den Amerikanern schenken, damit sie ihre aktuell zweitklassigen Chips künftig auch bei uns produzieren. Grundsätzlich finde ich die Idee sich vom Weltmarkt unabhängiger zu machen auch sinnvoll. Aber 10 Milliarden Geschenke sehen dann doch schwer nach Panik und Verzweiflung aus. Scheint zumindest nicht so, dass unsere Regierung an die Stärke des Standorts D glaubt.
Aber macht ja nichts, denn die 10 Milliarden bleiben erstmal doch in der Staatskasse. Intel steckt in Schwierigkeiten und macht das, was Aktiengesellschaften so gerne machen, wenn das Quartalsergebnis in Gefahr ist: Kosten runter per Rundumschlag. Budgets kürzen, Mitarbeiter feuern und zack feiert die Börse das mit steigenden Kursen. Trotzdem frage ich mich, ob Intel langfristig clever agiert, wenn die ein 10 Milliarden Geschenk in den Wind schießen! Entweder glauben die selbst gar nicht mehr an ihre eigene Zukunft oder sie lassen sich halt von kurzfristigen Ambitionen treiben, was sicher der größte Fehler ist, den man als Unternehmen machen kann.
Gut, dass es uns kleinen Unternehmern piepegal ist, was andere über den Wert unserer Betriebe denken. Daher ist mein Ansatz auch eher:
Kosten sparen ja, aber gezielt! Statt Personalkosten zu reduzieren, schaut mal auf Eure Fixkosten und Lieferantenverträge. Da ist oft eine Menge Potenzial drin. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass wir dieses Jahr auch bei uns im Bauunternehmen einen kleinen, vierstelligen Betrag an Fixkosten gefunden haben, der nicht nötig war und nun reduziert wurde.
Zurück zu den Fixkosten: Nicht nur Ihr nehmt die schlechten Nachrichten wahr. Auch Eure Lieferanten hören und spüren das. Darum ist gerade jetzt eine gute Zeit, um mal wieder Einkaufspreise zu verhandeln.
Während Corona war man ja um alles froh, was überhaupt geliefert wurde. Da konnte man nicht verhandeln. Wer es doch tat, stand plötzlich ohne Material da. Die Firmen haben sich daran gewöhnt und fröhlich ihre Preise mehrmals im Jahr angehoben. Hat jeder alles bezahlt.
Nun ist eine Phase, in der die schlimmsten Preiserhöhungen durch sind. Die könnt Ihr nutzen, um mal wieder ein paar Prozent nach unten zu verhandeln.
Ich persönlich empfehle da stets den partnerschaftlichen Ansatz. Ich mag es nicht, wenn man Lieferanten die Pistole auf die Brust setzt. Eine faire, für beide Seiten verträgliche Preisverhandlung stärkt dagegen die Lieferantenbeziehung und Euren Geldbeutel.
Kürzlich habe ich mit einem unserer Lieferanten für Pflegegeräte eine solche Verhandlung geführt. Ich hatte ihm zur Vorbereitung eine Mail geschickt und meinen Verhandlungswunsch angekündigt. Unterfüttert mit ein paar Zahlen. Zu dem Partner pflegen wir seit Jahren ein wunderbares Verhältnis. Abends rief er mich an. Das Gespräch dauerte drei Minuten. Ich hatte einen zusätzlichen Skonto von 3% und war zufrieden er auch. Beim Plaudern erzählte er mir dann, dass er auch einen Konzern beliefert. Da ruft der Einkäufer zwar nicht an, schickt aber jährlich eine Mail und hackt auf den zu hohen Preisen rum, versucht etwas rauszuholen und droht dann mit Abwanderung zur Konkurrenz. Mein Lieferant hat ihm dazu kürzlich gesagt, dass er sich bitte einen anderen Lieferanten suchen möge. Er mache diese Preisspielchen nicht mit. Der Konzern ist geblieben. Aber was glaubt ihr: Wenn der Konzern oder ich als mittlerer Fisch mal einen Gefallen von ihm brauchen? Wer bekommt eher etwas? Genau! Das ist der Grund, warum ich für ein faires Miteinander plädiere. Wirtschaft auf Augenhöhe. Klappt schockierender Weise besser als das mancher glaubt!
c. Liquidität bringt ruhigen Schlaf
Liquidität ist das A und O in unsicheren Zeiten. Erst recht jetzt, wo Geld wieder etwas kostet. Ich bin zwar davon überzeugt, dass die Zinsen ihren Höchststand längst erreicht haben und noch weiter runter gehen werden. Dennoch zeigen und Krisen immer wieder auf, wie wichtig es ist Reserven zu haben. Im Unternehmen ebenso wie Privat.
In einem Coaching mit einem Handwerksunternehmer hatte ich kürzlich den Fall, dass der Zimmerermeister sich um gut eine Million verschuldet hatte. Er hat eine Halle gebaut, in Maschinen investiert, das übliche. Doch nun ist seine Verschuldung so hoch wie sein jährlicher Umsatz. In guten Zeiten, wo es läuft, und man wächst kein Problem. Aber wenn es ruckelt, wie gerade, dann werden die Nächte beträchtlich kürzer.
Auch hier kann ich Euch aus meiner Erfahrung sagen: Investition muss sein. Und wenn das funktioniert, fühlt man sich großartig. Doch das Hoch des Erfolgs ist kein Vergleich zu den abgründigen Tiefen des Misserfolgs. Selbst wenn es gut geht, haben Unternehmerinnen oft jahrelang Stress, schlaflose Nächste und mehr. Ist es Euch das wirklich Wert? Denkt mal drüber nach.
Ansonsten wäre meine Prämisse aktuell: Liquidität hochhalten und trotzdem mit kleinerem Risiko weiter investieren! Nach jedem Tal kommt ein Berg. Also bloß nicht stillstehen, sondern gezielt und abhängig von Eurer Finanzlage und Risikoneigung weiter investieren.
Getreu Warren Buffet: Habt Angst, wenn alle gierig werden und seid gierig, wenn alle Angst haben!
d. Mal wieder Marketing machen!
Kennen ja viele Firmen gar nicht mehr: Marketing ist dieses Zeug, was man früher gemacht hat um Kunden zu gewinnen. Aber Spaß Beiseite: In den letzten Jahren hatten es viele Branchen gar nicht nötig Aufträge und Kunden zu gewinnen. Handwerker waren teils 1,5 Jahre im Voraus ausgebucht, kleine Geschäfte und Dienstleister mussten nur zusehen, woher sie Mitarbeiter bekommen, um alle Kunden bedienen zu können.
Im Deutschland 2024 aber sieht die Welt anders aus. Da lohnt es sich mal wieder an schnödes Marketing zu denken.
Vor rund drei Wochen rief mich eine Zimmerei/Dachdeckerei aus dem Norden an. Die hatten auch stets anderthalb Jahre Auftragsvorlauf. Der ist nun auf wenige Monate geschrumpft. Immer noch komfortabel, aber eben doch weit weg von den Höchstständen. Der Geschäftsführer will nun wieder etwas tun.
In der gleichen Woche meldete sich eine fast schon verzweifelte Tischlerei. Dem kleinen 5-Personen-Betrieb sind die Aufträge komplett weggebrochen. Das Problem: Positionierung mit Fokus auf die Mittelschicht. Wir leben in einer Welt der Extreme. Darum plädiere ich schon seit Jahren dafür, dass Ihr Euch klar positioniert: Entweder könnt Ihr es effizienter und kostengünstiger oder ihr müsst es besser können und Euch hochwertiger positionieren. Aber zurück zur Sache:
Es werden wieder Kunden und Aufträge gesucht. Wenn das bei Euch auch so ist, dann seid nicht verzweifelt. So geht es gerade vielen Unternehmerinnen und Unternehmern.
Die Lösung ist einfach:
Schraubt mal wieder an Eurem Marketing! Damit meine ich explizit NICHT, dass Ihr mehr bei Instagram & Co. posten sollt. Social-Media ist in der Kundengewinnung bei den meisten Gewerken eher ein drittklassiger Weg. Schaut stattdessen auf Eure Website, frischt die Leistungen auf und schmeißt Eure Google Werbekampagnen wieder an. Setzt Euch aktiv mit Eurem Kundenstamm auseinander und schaut, dass Ihr mal wieder was für Kundenbindung und Empfehlungsmarketing tut.
Fazit
Ich hoffe, ich konnte Euch einen etwas anderen Blick auf die Berichterstattung der Presse verschaffen, damit Ihr hinter die schnöden Zahlen blicken und gute Entscheidungen daraus ableiten könnt.
Ganz persönlich glaube ich, dass es gerade richtig ernst ist. Aber ich glaube auch, dass wir die Talsohle gerade durchlaufen.
Da diese Folge insbesondere für meine vielen Kunden entstanden ist, zum Ende noch der Hinweis: Ruf uns gerne an oder schreib uns, wenn Du noch Fragen hast oder die nächsten Schritte mit jemandem besprechen willst. Ich bin gerne für Dich da.
Über den Autor
Daniel Dirkes ist deutschlandweit anerkannter Handwerk-Experte. Er hat ein Buch, sowie über 70 Fachartikel veröffentlicht und Vorträge vor tausenden von Handwerksbetrieben gehalten.
Er ist Geschäftsführer der Auf Kurs GmbH und hat seit 2005 über 200 Handwerksbetrieben in Fragen der Strategie, Marketing und Mitarbeitergewinnung beraten.
Zudem führt er mit der Concept Reitplatzbau GmbH & Co. KG selbst ein Bauunternehmen.